Methode

Lebensgeschichtliche Interviewführung
Die mündlich überlieferte Geschichte, die "Oral History", gehört zu den wichtigsten Methoden der Quellenproduktion in der Zeitgeschichtsforschung. Während sich diese Methode lange Zeit ausschließlich auf die mündliche Überlieferung gesellschaftlicher Schlüsselfiguren fokussierte, kam es seit den 1970er Jahren zu einer Ausweitung der zu befragenden Zielgruppen. Ziel war es nicht mehr allein, die Geschichte der herrschenden Klassen aufzuzeichnen, sondern vermehrt auch gesellschaftlichen Randgruppen eine Stimme zu verleihen. Darüber hinaus ging es nicht nur mehr um die Befragung zu zentralen historischen Ereignissen, sondern insbesondere um subjektive Alltagserfahrungen ganz "normaler" Bürger. Eine Möglichkeit, subjektive Erfahrungen abzurufen, eröffnete die Methode der biographisch-narrativen bzw. lebensgeschichtlichen Interviewführung, die von Fritz Schutze und Gabriele Rosenthal etabliert wurde. Im Gegensatz zu standardisierten Leitfadeninterviews stellt die lebensgeschichtliche Interviewführung eine Technik der offenen Gesprächsführung dar, in der dem/der Gesprächspartner/in die Strukturierung der eigenen Lebenserzählung freigestellt wird. Zentrale Annahme dieser Methode ist es, dass im freien Erzählen subjektive Bedeutungsstrukturen präsentiert werden können. Diese wiederum sind gesellschaftlich geprägt und eröffnen Einblicke in die konkreten Auswirkungen von Geschichte auf das individuelle Alltagsleben der Menschen.